Text und Foto: Martin Geist – mag
Jannes Tashiro – Zauberkunst des Friedens
Seit etwa 5.000 Jahren führt die Menschheit Krieg. Archäologen finden aus der Zeit davor keine Kriegsspuren, keine niedergebrannten Dörfer und keine Waffen gegen Menschen. Jannes Tashiro versucht, sich dieser in uns verborgenen, unbewussten urnatürlichen Lebensweise anzunähern. Er arbeitet schriftstellerisch, musikalisch, aktionskünstlerisch – und nun auch künstlerisch.
Die hier ausgestellte Kunst wird seiner Meinung nach von der konkurrenz- und machtorientiert kriegerischen Zivilisation verdrängt: ins religiöse Jenseits nach dem Tod, in die psychotischen Erkrankungen oder in den exotischen Überrest der schamanischen Kulturen.
Die Narrenzünfte in Süddeutschland zeigen in der heidnischen Tradition der Fasnacht mit ihren Masken eine klar erkennbare Parallele zur Schamanenkunst von Jannes Tashiro.
Vernissage: Jannes Tashiro – Zauberkunst
Offener Kanal Kiel: Bestimmtes Unbestimmt
Ein Video des OKK über die Ausstellung von Kurt Niemann und Uwe Lorenz :
OKK Mediathek – Bestimmtes Unbestimmt
- Die Ausstellungszeiten: Bestimmtes Unbestimmt
- KN-Artikel über die Ausstellung: Struktur und Einfachheit
- Künstlerportraits: Kurt Niemann und Uwe Lorenz
Katharina Kleinfeld – Wortgewand
Wir freuen uns über das große Interesse an Katharina Kleinfelds Ausstellung „Wortgewand“ und zeigen hier ein paar Impressionen. Die Ausstellung läuft noch bis 9. November in der Galerie K34.
Fotos: Gela Schmidt
Die Worte in Gewändern
Katharina Kleinfeld stellt in der Galerie K34 aus
Mit Kunst aus Glas ist Katharina Kleinfeld in ganz Deutschland bekannt. Aus sehr familiärem Anlass hat sie sich nun dem beschriebenen Papier zugewandt. Alten Manuskripten ihres verstorbenen Vaters gibt sie in der Galerie K34 Formen. Leicht wirken die, zuweilen schwebend, gerade so, wie es diesem Material gebührt. Doch trotz allen figürlichen Spiels behalten auch die Worte ihren Platz.
„Wortgewand“ hat Katharina Kleinfeld ihre neue Ausstellung genannt. Besser hätte sie es nicht formulieren können, denn die Worte, die ihr im April 2016 verstorbener Vater Herbert Donner in seinem langen Professorenleben aufgeschrieben hat, wurden von seiner Tochter buchstäblich in Gewänder gekleidet. Ein Teil der Worte, um genau zu sein. Donner, der füglich als einer der bedeutendsten Publizisten in der Geschichte der Theologischen Fakultät an der Universität Kiel bezeichnet werden darf, schrieb so viel, dass schon Teile eines einzigen Buches genügen, um damit den zwei Räumen in der Gaardener Galerie eine Prägung zu geben.
Das Werk hat es allerdings in sich. Mehr als 30 Jahre arbeitete der Theologe an dem Standardtitel „Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament“, dessen von ihm herausgegebene 18. Auflage drei Jahre vor seinem Tod erschien. Die Manuskripte blieben erhalten, bis zuletzt mit einer ganz normalen Schreibmaschine verfasste Texte, die mangels hebräischer Textzeichen immer wieder handschriftlich vervollständigt werden mussten.
Katharina Kleinfeld würdigt diesen Nachlass mit ihren künstlerischen Mitteln. Ihre erste Idee war es, eine ganz Textzeile durch den schmalen, schlauchartigen Raum der Galerie mäandern zu lassen, doch das war ihr dann nicht genug. Neue Elemente sind hinzugekommen, betippte Papierstreifen formieren sich zu helixartigen Gebilden oder hangeln filigran und doch bedeutungsschwer in dunklen rechteckigen Kästchen. Im Hinterhofhäuschen der Galerie finden sich größere Arbeiten, darunter auch jene, die der Ausstellung ihren Namen gab: Ein Wortpapierkopf auf einem Sockel oder Korpus, der mit einem wie ein Talar wirkenden Gewand umhüllt ist.
Nebenbei lohnen Blicke aufs Kleingedruckte. In einer Arbeit ranken sich die Textschnipsel ums Alphabet, in einer anderen finden sich Wortaneinanderreihungen, die meist nur scheinbar einen Sinn ergeben und manchmal vielleicht doch. Wer möchte schon etwa diesem Satz widersprechen: „Umsonst nimmst du viele Arzneien.“
Katharina Kleinfeld, Wortgewand, Vernissage am Sonnabend, 7. Oktober, 19 Uhr in der Galerie K34, Medusastraße 14. Geöffnet bis zum 8. November mittwochs 15.30 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 20 Uhr an.
Text und Fotos: Martin Geist
Kultur der Multikultur
Nirgendwo treffen in Kiel so viele Kulturen aufeinander wie in in Gaarden. Was bedeutet das eigentlich für die Kultur im Stadtteil?
Kulturschaffende, zumal die von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommenen, sind eher weiß, eher männlich und eher westlich. Also irgendwie so gar nicht Gaarden. Was mit ein Grund dafür ist, dass dieser Stadtteil unterschätzt, verkannt und allenfalls auf seine bei Lichte betrachtet noch nicht einmal besonders ausgeprägte Freilufttrinkerkultur reduziert wird.
Dabei strotzt der Stadtteil gerade so vor Kreativität, ist als Biotop wie geschaffen für (Über-)Lebenskünstler, Unangepasste, Querdenker, Sturköpfe und auch Schöngeister. Letztere müssen sich zugegebenermaßen vielleicht erstmal schütteln, weil dieses Biotop halt ein ganz anderes ist als beispielsweise das der netten alten Mu, wo die Guten unter sich, aber eben auch unter einer sozialen Käseglocke sind.
Akzeptiert einander, und reibt Euch aneinander. Das hingegen ist der Gaarden Style, anstrengender vielleicht, aber bestimmt fruchtbarer als die ganzen Oasen des Immergleichen. Spannend jedoch ist die Frage, wie die Gesellschaft mit diesen Gaarden Style – der im Übrigen der global dominierende sein dürfte – nutzt oder nicht nutzt.
Um die „Kultur der Multikultur“ geht es in diesem Sinne am Dienstag, 11. Juli, um 18 Uhr in der Schlecker-Galerie am Vinetaplatz. Unter Regie des Kultur- und Kreativrats Gaarden diskutieren Kreative aus Gaarden über die Vielfalt der Kulturen im Stadtteil und darüber, ob und wie diese Vielfalt in den offiziellen Kulturbetrieb einfließt. Beleuchtet wird das über die Sprache, die bildende Kunst und auch über die Alltagskultur, die beispielsweise in hohem Maße vom Leben im Freien geprägt ist. Mitdiskutierende Gäste sind ausdrücklich erwünscht.
Text: Martin Geist
Wandernd auf dem Weg zur Kunst
Projekt der Schlecker-Galerie beginnt am Sonntagabend mit einem Konzert
Gaarden. Wandern, das war die erste Art des Reisens und wurde erst später zur körperlich, seelisch oder wie auch immer erbaulichen Freizeitbeschäftigung. Um beides geht es in einem neuen Projekt der Schlecker-Galerie in Gaarden. Vier Künstler gehen auf Wanderschaft, um sich Schritt für Schritt mit dem Thema Flucht auseinanderzusetzen. Und auch, um hernach eine Ausstellung daraus zu entwickeln.
Momen Shaweesh ist viel gewandert auf seiner Flucht von Syrien nach Deutschland. Das hat Tradition in der Familie, erzählt er: „Meine Großeltern sind schon von Palästina nach Syrien gewandert.“ Womit zugleich ein durchaus universeller Aspekt dieser Art der Fotbewegung beschrieben wäre, denn die Leute haben immer und überall ihr Ränzlein geschnürt in der Hoffnung, es anderswo besser zu haben.
Am Ostermontag bricht der Musiker Momen Shaweesh zusammen mit den bildenden Künstlern Vladimir Seleznyov und Andrey Syaylev aus Russland sowie Kurator Detlef Schlagheck zu einer viertägigen Wanderung in Kiel und Umgebung auf. Es soll eine Wanderung zwischen Persönlichkeiten werden, aber auch zwischen den Kulturen, zwischen den durch Flucht oder andere Geschehnisse geprägten Erfahrungen, auch zwischen den verschiedenen Formen der Kunst.
Danach haben die Wanderer bis zum 27. April Zeit, um eine Ausstellung zu gestalten, die unter dem Motto „Wanderungen#1“ in der Schlecker-Galerie des Künstlervereins K34 gezeigt wird. In welcher Weise und wie stark dabei das Thema Flucht eine Rolle spielt, bleibt erstmal offen. „Das ist die Sache der Künstler“, meint Detlef Schlagheck, der sich bewusst für den weniger dramatischen Begriff des Wanderns entschieden hat. Seine Erfahrung in Begegnungen mit Geflüchteten wie Momen Shaweesh hat ihn gelehrt, dass Trauer um den Verlust der Heimat oder Traumatisierung längst nicht immer die große Rolle spielen: „Das sind ganz normale Menschen wie wir alle.“
Am Abend vor Beginn der Wanderung, Ostersonntag, 20 Uhr, stellt die K34 ihr Projekt in der Schlecker-Galerie am Vinetaplatz vor. Gegen 21 Uhr geben Momen Shaweesh und seine „Safar Band“ ein Losgehkonzert, in dem jede Menge Weltmusik steckt.
Text und Foto: Martin Geist
Saleh Shaweesh: Die Geschichte von Agabi
6767 ist das neue Jahr im Assyrischen Kalender. Genau am 1. April jeden Jahres. In der Assyrischen Sprache auch als „Akitu“ bekannt.
Im dritten Jahrhundert vor Christus, als Seleukos eine Stadt namens Latakia erbauen wollte, brachte er dem Gott Zeus Opfergaben, damit dieser einen passenden Ort auswählte, so „wie es zu dieser Zeit üblich war“. Und zufällig flog ein Adler über den Ort der Opfergabe, nahm den Kadaver und flog aus dem Blick von Seleukos und seinen Soldaten, die glaubten, dass dies der Wille Gottes ist. Sie verfolgten ihn, bis sie ihn ganz oben auf einem steinigen Küstenabschnitt erreichten.
Dort, angegriffen von einem Wildschwein, wurden der Befehlshaber und seine Männer gezwungen diesem entgegenzutreten und es zu töten. Als sie es entleerten, stellten sie fest, dass der Adler nicht vorhanden war. Sie konnten ihn nicht fangen.
Seleukos erkannte, dass nach dem göttlichen Willen die Stadt namens Latakia auf diesem Kap erbaut werden sollte und benannte die Stadt Laodessa nach dem Namen seiner Mutter.
Um die Genugtuung der Götter zu erlangen, opferte Seleukos ein wunderschönes Mädchen mit dem Namen Agape „der Name einer der Meeresgöttinen der griechischen Mythologie“. Und er befahl eine goldene Statue von ihr zu gießen, um der Stadt Glück und Zufriedenheit zu bringen.
Ins Deutsche übersetzt nach Ioannis Malalae (491-578), einem byzantinischen Chronist aus Antiochia am Orontes.
In the third century BC, when Seleucus wanted to build a city of Latakia, he gave offerings to the god Zeus to choose his appropriate place „as usual at that time“, and coincidences that an eagle flew over the place in which it made the sacrifice, and picked up the carcass and flew out at the sight of Seleucus and his soldiers who believed that is the will of God, they chased him until it reached them up to the top of a rocky stretch in the sea.
Where they were been attacked by a wild boar, the commander and his men were forced to confront and kill it, and when they emptied it, they found the eagle missed, they could not catch it. Seleucus considered that the divine will wants to build the city of Latakia on this cape and then he called the city laodessa, by his mother’s name.
In order to gain the satisfaction of the gods Seleucus sacrificed a beautiful girl. Her name was Agápē „the name of one of the goddesses of the sea in the Greek mythology „, and he ordered to cast a golden statue of her to bring luck and happiness to the city.
Ioannis Malalae c. 491 – 578, a Byzantine chronicler from Antioch.
Russian Surprise – Sprichwörtliches aus Russland
Quelle: Kieler Nachrichten, 21.01.2017, Martin Geist
Vernissage Über Uns
Vielen Dank an alle beteiligten Künstler und Besucher der Vernissage! Es war uns ein Fest!
Wir wollen diese positive Energie und das Feedback mit ins neue Jahr nehmen und freuen uns schon auf die nächste Vernissage Ende Januar 2017 mit euch zusammen.
Fotos: Stefanie Kohr und Stephan Sachs