Frede Klemmer

Tanz
  • Geboren 1968 in Hamburg
  • 1982 Umzug nach Kiel
  • 1989 – 1991 Studium an der Werkkunstschule Lübeck
  • Abschluss als Kommunikationsdesignerin,
    Schwerpunkt Illustration
  • Tätigkeit für Verlage
  • Unterricht für Gruppen und Einzelschüler,
  • Ausstellungen

Ich bin auf der Suche danach, was genau mich auf ein Objekt aufmerksam werden läßt – und versuche dieses Besondere, diese Eigendämonie, die es von anderen seiner Art unterscheidet, herauszuarbeiten, hervorzuheben. Inspiration für die hier gezeigten Bilder, ist die Dynamik von unauffälligen Dingen.

Es beginnt in meinem Kopf ein Spiel mit den Verhältnissen, wie Größe, Geschwindigkeit und Licht. Das Objekt bahnt sich über Skizzen den Weg aufs Papier, wird dort umgestaltet und verfremdet, bis sich der eigendämonische Eindruck, mit dem das Objekt sich mir aufgedrängt hat, als neues Motiv dasteht. Oft hat es sich dann bis zur Unkenntlichkeit von der Inspirationsquelle gelöst und steht nun als purer Eindruck da, sozusagen ein sehr persönliches Destillat eines Objektes oder Momentes.

Die Worte in Gewändern

Katharina Kleinfeld stellt in der Galerie K34 aus

Mit Kunst aus Glas ist Katharina Kleinfeld in ganz Deutschland bekannt. Aus sehr familiärem Anlass hat sie sich nun dem beschriebenen Papier zugewandt. Alten Manuskripten ihres verstorbenen Vaters gibt sie in der Galerie K34 Formen. Leicht wirken die, zuweilen schwebend, gerade so, wie es diesem Material gebührt. Doch trotz allen figürlichen Spiels behalten auch die Worte ihren Platz.

„Wortgewand“ hat Katharina Kleinfeld ihre neue Ausstellung genannt. Besser hätte sie es nicht formulieren können, denn die Worte, die ihr im April 2016 verstorbener Vater Herbert Donner in seinem langen Professorenleben aufgeschrieben hat, wurden von seiner Tochter buchstäblich in Gewänder gekleidet. Ein Teil der Worte, um genau zu sein. Donner, der füglich als einer der bedeutendsten Publizisten in der Geschichte der Theologischen Fakultät an der Universität Kiel bezeichnet werden darf, schrieb so viel, dass schon Teile eines einzigen Buches genügen, um damit den zwei Räumen in der Gaardener Galerie eine Prägung zu geben.

Das Werk hat es allerdings in sich. Mehr als 30 Jahre arbeitete der Theologe an dem Standardtitel „Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament“, dessen von ihm herausgegebene 18. Auflage drei Jahre vor seinem Tod erschien. Die Manuskripte blieben erhalten, bis zuletzt mit einer ganz normalen Schreibmaschine verfasste Texte, die mangels hebräischer Textzeichen immer wieder handschriftlich vervollständigt werden mussten.

Katharina Kleinfeld würdigt diesen Nachlass mit ihren künstlerischen Mitteln. Ihre erste Idee war es, eine ganz Textzeile durch den schmalen, schlauchartigen Raum der Galerie mäandern zu lassen, doch das war ihr dann nicht genug. Neue Elemente sind hinzugekommen, betippte Papierstreifen formieren sich zu helixartigen Gebilden oder hangeln filigran und doch bedeutungsschwer in dunklen rechteckigen Kästchen. Im Hinterhofhäuschen der Galerie finden sich größere Arbeiten, darunter auch jene, die der Ausstellung ihren Namen gab: Ein Wortpapierkopf auf einem Sockel oder Korpus, der mit einem wie ein Talar wirkenden Gewand umhüllt ist.

Flatterhaft und doch bedeutungsschwer: Worte im Kasten.

Nebenbei lohnen Blicke aufs Kleingedruckte. In einer Arbeit ranken sich die Textschnipsel ums Alphabet, in einer anderen finden sich Wortaneinanderreihungen, die meist nur scheinbar einen Sinn ergeben und manchmal vielleicht doch. Wer möchte schon etwa diesem Satz widersprechen: „Umsonst nimmst du viele Arzneien.“

Katharina Kleinfeld, Wortgewand, Vernissage am Sonnabend, 7. Oktober, 19 Uhr in der Galerie K34, Medusastraße 14. Geöffnet bis zum 8. November mittwochs 15.30 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 20 Uhr an.

Text und Fotos: Martin Geist